Das berichtet der Gießener Stadtanzeiger:

Dienstag, 26.09.2017 - 10:00 3 min

Ex-Studenten besuchen 50 Jahre nach Abschluss die THM in Gießen

Ein halbes Jahrhundert ist vergangen, doch über ihre Witze von damals können sie immer noch beherzt lachen. Die Absolventen der Elektrotechnik des Jahrgangs 1967, zeigten sich beim Wiedersehen an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) zu jedem Spaß aufgelegt.

Von Jennifer Meina


unser Treffen  2017

2017  unser Jubiläumsjahr,      50 Jahre Semestertreffen,  unglaublich


Wir wurden sehr herzlich von Frau Anke Roos im THM empfangen, gut informiert und mit dem “goldenen Diplom“ ausgezeichnet. 

Unser Dr. Gerstner war, als letzter lebender Dozent, die zentrale Persönlichkeit.

Am Nachmittag gab es dann eine zünftige Bootsfahrt auf der Lahn. 

Fast hätte dabei unser Peter Gräf echt SOS funken müssen. Er war schon halb versunken…

Ein sehr gemütlicher Abend mit Herrn Dr. Gerstner rundete unser Jubiläumstreffen ab.


GIESSEN - Ein halbes Jahrhundert ist vergangen, doch über ihre Witze von damals können sie immer noch beherzt lachen. Die Absolventen der Elektrotechnik des Jahrgangs 1967, zeigten sich an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) zu jedem Spaß aufgelegt. 

Auch ihr damaliger Physikdozent, Dr. Gerstner, kann sich noch gut an die Scherze von damals erinnern. "Wie bekommt man Aluminium aus der Luft?", fragt er grinsend in die Runde. Die Antwort "Ein Flugzeug abschießen", lässt nicht lange auf sich warten. "Wir hatten damals viel Spaß miteinander. Es war weniger wie heute, keine große Masse von Unbekannten, sondern eine kleine Gruppe von Freunden", berichtet Horst Nellen.

Große Verbundenheit

Es sei mehr ein Klassenverband unter den etwa 25 Männern gewesen. Deswegen habe man auch heute noch Kontakt miteinander und treffe sich regelmäßig - auch, wenn man mittlerweile über ganz Deutschland verteilt ist. "Aber das war auch schon damals so. Viele von uns kamen von weiter weg", so Nellen weiter. Das sei auch der Grund gewesen, warum die Verbundenheit so stark war. "Weil viele nicht nach Hause zu ihren Eltern fahren konnten, haben wir uns abends immer in der Kneipe getroffen, im Dutte Louis oder Scarabee." Es sei ein typisches Studentenleben gewesen. "Von Zuhause ausziehen, selbst Verantwortung tragen und eigene Entscheidungen treffen, das war uns wichtig", erklärt Nellen. Ähnlich, wie es heute viele Studierende sehen. 


Doch es gibt auch große Unterschiede. Die heutige THM, die damals noch Staatliche Ingenieurschule für Maschinenbau, Elektrotechnik und konstruktiven Ingenieurbau Gießen hieß, hatte gerade mal etwa 800 Studierende - überwiegend Männer. Viele von ihnen hatten zunächst eine Ausbildung absolviert, bevor sie ihr Studium der Elektrotechnik begannen. Um zugelassen zu werden, war auch immer ein Aufnahmetest erforderlich. "Mit dem erfolgreichen Abschneiden waren sie auch immer die Elite ihres Jahrgangs", wie die Alumni-Managerin Anke Roos sie bezeichnet. Für ein Semester zahlte man damals rund 120 D-Mark - einschließlich der Laborgebühren. Die Studiendauer betrug sechs Semester und zum Abschluss erhielt man sein Diplom.


"Heute redet man vielleicht von Leistungsdruck, damals war es aber Leistungsterror", erinnert sich Peter Gräf schmunzelnd. Schließlich habe man täglich Unterricht gehabt - sogar samstags. 

"Ist diese Bologna-Reform mit Bachelor- und Masterabschlüssen überhaupt sinnvoll", fragt einer der Männer. "Können die heute überhaupt noch was?", wirft ein anderer ein. "Das ist die ewige Diskussion", antwortet die Alumni-Beauftragte. "Die Älteren sagen, dass man heute nichts mehr vernünftig lernt, die Jüngeren, dass es heute deutlich komplizierter ist." Es sei eben eine Frage der Zeit und des Blickwinkels. Eine richtige Antwort gebe es darauf wohl nicht. 

Vieles beeindruckte die Männertruppe an diesem Tag aber auch. "Die Gebäude, die Ausstattung, die Campus-Größe - davon haben wir damals nicht einmal geträumt. Das ist der Wahnsinn." Nur warum so viel ins Englische übertragen wurde, verstehe man nicht - "klingt vielleicht besser, ist aber doch das Alte drinnen", platzt es aus einem hervor.

"Sehr konservativ"


Eine Besonderheit der Zeit haben die meisten von ihnen aber gar nicht miterlebt: Den Vorabend der 68er-Proteste, die vor allem durch Studierende getragen wurden. "Wir mussten noch studieren und hatten keine Zeit für die Demonstrationen", erklärt Herbert Herrendörfer trocken. Er erinnere sich aber, bei einem Besuch in Frankfurt die Demos gesehen zu haben. "Wir waren aber immer zu ernsthaft, als das wir da mitmachen wollten". Und auch Dr.Gerstner findet deutliche Worte. "Aus Technikern kann man keine Radikalen machen." 

Zwar gab es auch damals Bestrebungen, das Fach Soziologie an der Ingenieurschule zu etablieren, "das Kollegium hat aber dafür gesorgt, die Schwätzer abzuschrecken", so der einstige Dozent lachend. 

Grundsätzlich sei die Fachhochschule in Gießen sehr konservativ gewesen, sagt Gerstner, der kurze Zeit später wieder einen seiner "weltberühmten Witze mit viel Weisheit", wie es einer der Anwesenden bezeichnet, erzählte.